Ich glaube der Mensch wächst mit seinen Aufgaben. Am Freitag waren wir mit Mandy Hopp zu einer Springstunde in ihrem Stall verabredet. Ich war wahnsinnig aufgeregt, aber im Grunde weniger vor dem was uns dort erwartet, sondern viel mehr vor der Fahrt dahin. Wie ja schon mal erwähnt habe, weiß ich auch gar nicht, wieso Verladen und mit Pferd fahren so an meinen Nerven sägt. Mit einem anderen Pferd, als mit Amy würde ich das Ganze bestimmt gelassener sehen, aber so mache ich mir doch immer viel zu viele Gedanken.
Aber: Wir springen gerne und ich wollte unbedingt eine Springstunde mit richtigen Hindernissen. Und schließlich habe ich den Führerschein ja auch nicht extra gemacht, um dann nie zu fahren. Aber da ich mich einfach wohler fühle, wenn ich eben nicht ganz alleine unterwegs bin, wollte Julia uns begleiten. Anfangs war ich der Meinung, dass ich eben auch einfach alleine fahre, wenn keiner Zeit hat uns zu begleiten, aber als Julia dann zugesagt hatte, mit uns zu fahren, war ich beruhigter.
Nach der Arbeit ging es dann schnell zum Stall und weil ich mit beweisen wollte, dass ich es auch ganz alleine schaffe den Hänger anzukuppeln und bereit zu stellen, war dies meine erste Handlung. Und siehe da: Es klappte problemlos und der Hänger stand abfahrbereit auf dem Hof. Ein Blick auf mein Handy sorgte kurz für Schnappatmung, denn Julias Termin ging länger und sie schaffte es nicht mehr zu uns. Einem Herzklabaster nahe, habe ich einmal geschluckt und mein Selbstbewusstsein zusammen gekratzt und mir gesagt: Wir schaffen das auch ganz alleine.
Ich habe dann das Pony fertig gemacht und bin auf den Hänger zu. Ganz optimistisch habe ich dann versucht Amy allein hochzuschicken, aber das hatte mäßigen Erfolg. Ganz reingehen wollte Madame nicht und nach 5 Minuten hat uns wer Hilfe angeboten, die ich auch angenommen habe. Ich weiß nicht, ob wir nach 10 oder 20 Minuten alleine üben Erfolg gehabt hätten, aber wir mussten ja auch pünktlich zur Stunde kommen und so habe ich das Experiment meines Traums vom alleine verladen abgebrochen. Ich ging vor uns Amy folgte brav, sodass jemand nur die Stange für uns schließen musste. Es konnte losgehen: Meine erste Fahrt ganz alleine mit meinem Pferd.
Nachdem ich noch einmal tief durchgeatmet hatte machten wir uns auf den Weg und siehe da, schon nach wenigen Metern war ich wirklich entspannt. Es hat mich selbst überrascht, wie gelassen ich plötzlich mit der Situation umgegangen bin. Am anderen Stall angekommen, habe ich Amy dann abgeladen und mittlerweile war auch Julia da, die direkt dorthin gekommen ist, damit wir ein paar Erinnerungsfotos haben.
Die ersten 5 Minuten war Amy aufgeregt und nervös, was sich dann aber auch gelegt hatte und so haben wir uns gemeinsam mit Mandy und ihrem schicken Pferdchen auf den Weg zum Springplatz gemacht. Ich war begeistert von dem riesen Platz und freute mich auf die Stunde. Amy war super entspannt und ich war fast ein bisschen überrascht, dass sie so relaxed war. Nach dem Warmreiten hab ich dann aber doch wieder etwas Angst vor dem Springen bekommen. Ich hatte Angst, das Amy komische Aktionen abzieht und auch mich zu blamieren. Aber hey, es ging um gar nichts und wir würden das schon irgendwie meistern.
Da die Trainerin noch im Stau stand sind wir schon mal 2-3 kleine Sprünge zum Aufwärmen gesprungen, was nicht ganz so klug war. Als die Trainerin kam, sollten wir erstmal normal reiten und zeigen, wie wir uns so anstellen. Da Amy aber schon voll im übermotovierten Springmodus war, sah das Ganze nicht so harmonisch aus und Amy war ein aufgeweckter Duracellhase. Ich würde fast sagen, dass dieser Umstand alle ein wenig belustigt hat. Dann hat aber die Springstunde begonnen und wir hatten eine Menge Spaß. Ich hatte uns als Wald und Wiesenreiter vorgestellt, aber ich glaube so eine schlechte Figur haben wir gar nicht gemacht.
Amy sprang top. Ich war so begeistert von ihrer Moral, denn manchmal brettert sie auf einen Sprung zu, haut eine Vollbremsung rein und springt aus dem Stand oder mogelt sich am 2. Sprung einer Kombi einfach vorbei. Am Freitag war nichts davon zu sehen, Amy gab sich so viel Mühe und ist auch aus blöd von mir angerittenen Winkeln gesprungen. Vor der eigentlichen Reitstunde bin ich einmal eine 3 Fache gesprungen und selbst das hat Amy ohne faxen gemeistert. Lediglich vor dem Kuhsprung hat sie einmal verweigert, der war ihr doch etwas suspekt. Aber dieses kleine Missgeschick war zum Glück vor der Stunde.
Die Stunde hat so viel Spaß gemacht und war auch echt hilfreich, denn mir haben die Tipps und Anregungen viel gebracht. Ich hatte auch schon Reitstunden in meinem Leben, wo die Chemie mit dem Trainier nicht gestimmt hat und ich muss sagen, die Stunde war toll. Eben nicht weil wir perfekt waren, aber weil wir an uns arbeiten konnten.
Während Mandy an der Reihe war, aber ich Amy abgesattelt und bin ohne Sattel trocken geritten. Auch die Trense habe ich durch das Halfter ersetzt. Der Anblick war schon recht witzig, denn neben den ganzen edlen Tieren, sahen wir eh komisch aus und dann auch noch halb nackt, während die anderen in voller Montur unterwegs waren. Aber ich hatte ein tiefenentspanntes Pony und war stolz! Nach einem Gespräch, wer wir denn sind und was wir so machen, habe ich Amy einfach mal kurz von oben abgelegt. Doofer weise war sie ja geschwitzt und wollte sich wälzen, also habe ich sie schnell aufgescheucht und wir sind dann auf den Longierplatz zum Wälzen gewandert.
Anschließend haben wir uns auch noch so etwas im Stall umgesehen und er ist wirklich sehr edel. Mandy kennen zu lernen war auch echt toll, wir haben uns gut verstanden und sie ist ein richtig lieber Mensch. Leider hieß es dann wieder Abschied nehmen. Amy folgte mir wieder ohne Zögern in den Hänger und Julia schloss die Stange. Ja unsere Verladesituation ist absolut unkritisch, aber ich brauche eben eine 2. Person und davon möchte ich auf Dauer einfach weg.
Amy und ich machten sich ganz alleine auf den Weg nach Hause und ich war zufrieden und stolz. Stolz auf mich, weil ich die erste Fahrt ganz alleine so souverän gemeistert habe und stolz auf das Pony, weil sie gut gesprungen ist und das obwohl ich manchmal eine kleine Katastrophe auf ihrem Rücken bin. Wir möchten auf jeden Fall nochmal dorthin zum Springtraining fahren!