Hängerführerschein Teil 2: Der Prüfungstag

Wie ich zum Prüfungstag gekommen bin, könnt ihr unter Hängerführerschein Teil 1: Anmeldung und Fahrstunden nachlesen.

Die Nacht vor der Prüfung habe ich kaum geschlafen und war ziemlich nervös. Glücklicherweise konnte ich mich mit Arbeit ablenken, war aber dann doch froh, als ich früh Feierabend gemacht habe und auf dem Weg zur Fahrschule war.

Vor der Prüfung wollte ich noch eine letzte kleine Runde fahren, da die letzte Fahrstunde einige Tage zurück lag. Nachdem mein Fahrlehrer mir nochmal eindringlich gepredigt hat, langsam zu fahren und ruhig zu bleiben, machten wir uns auf den Weg, noch einmal eine Runde zu fahren.

Mir ist vollkommen bewusst, dass ich mit Pferd im Hänger vor lauter Angst unfassbar vorsichtig fahren werde, aber mit einem leeren Hänger erwischte ich meinen Fuß doch das eine oder andere Mal auf dem Gaspedal. Ich hatte mir für die Prüfung vorgenommen mir einzureden, dass Amy hinten drin ist, sodass ich auf gar keinen Fall die Fahrprüfung mit einem Rennen auf dem Nürburgring verwechsle.

Bis zur Prüfung waren zum Glück noch ein paar Minuten Zeit und so konzentrierte ich mich auf meine letzte Fahrt davor. Ich sollte 3-4-mal rückwärts um die Ecke fahren und 2-mal klappte es auch ganz gut. Beim vierten Mal hatte ich dann allerdings einen Knoten im Kopf und es klappte gar nichts mehr. Ich musste es so oft versuchen, bis ich ordentlich stand und ich war den Tränen nahe. Ich war mit den 3 guten Versuchen zufrieden gewesen und etwas sauer auf meinen Fahrlehrer, weil er den vierten überhaupt gefordert hatte. Gut, der arme Kerl kann für meinen plötzlichen Anfall an Unfähigkeit ja nun wirklich nichts.

Es ging zurück zur Fahrschule und ich wollte eigentlich ganz gerne einfach weglaufen. Mein Fahrlehrer hat versucht mich zu beruhigen und war sehr zuversichtlich, dass es klappen wird.

An der Fahrschule angekommen winkte mir dann ein tolles Fettnäpfchen zu und ich sprang mit Anlauf rein. Da wir noch Zeit bis zur Prüfung hatten, sollte ich das Gespann vor der Fahrschule parken. Selbstverständlich war natürlich keine große Lücke da und so meinte mein Fahrlehrer zu mir: Na komm, wir fahren einfach etwas auf den Gehweg, dann kommen wir auch in die kleine Lücke rein.

Mir war das Ganze ja etwas suspekt, aber ich fuhr mit der Nase auf den Bordstein. Aus der Tür der Fahrschule kam ein Mädchen, gefolgt von ihrem Fahrlehrer und … dem Prüfer. Alle drei blieben vor meinem Auto, das ja mit der Nase mitten auf dem Gehweg stand stehen und schauten mich an.

Wie ich es geschafft habe, in der Sekunde nicht einfach drauf los zu weinen weiß ich gar nicht. Wie sollte ich bei diesem Prüfer jetzt noch eine Fahrprüfung ablegen, wo er mich grade in dieser ungünstigen Situation gesehen hat. Mein Fahrlehrer fand seine Idee über den Bordstein zu fahren dann auch gar nicht mehr so clever und wir wollten dann einfach schnell noch eine Runde um den Block fahren und woanders parken. Die Sache mit dem Hänger hinten dran, machte den Abbruch des Parkversuchs leider gar nicht so leicht. Je weiter ich mit dem Auto vom Bordstein runter fuhr, desto näher kam der Hänger dem anderen Fahrschulauto, in das unsere Zuschauer eigentlich grade steigen wollten. Der Prüfer war so nett mich heraus zu winken und es waren laut meinen Spiegel noch gute 0,5 cm Platz zwischen Hänger und Auto. Ohne etwas zu beschädigen fuhren wir noch einmal um den Block und ich war absolut fertig mit den Nerven.

An der Fahrschule wartete ich mich meinem Fahrlehrer auf die Rückkehr des Prüfers und den Beginn meiner Prüfung. Er beruhigte mich und meinte dass dies grade gar kein Drama war, schließlich hab ich ja auf seine Anweisung das Fahrmanöver durchgeführt. Gut, dass wusste ich, aber der Prüfer draußen doch nicht?! Da ich leider nicht im Erdboden versinken konnte, wartete ich auf den Beginn der Prüfung. Das Mädchen vor mir hatte bestanden und kehrte zurück. Mein Fahrlehrer sprach kurz mit dem Prüfer und ich hörte, dass der Prüfer unsere Einparkaktion zum Glück vollkommen entspannt sieht. Meine Angst, er denkt direkt, dass ich die größte Graupe der Welt bin, hat sich nicht bestätigt.

Die Prüfung ging los und ich gab mir alle Mühe vorbildlich zu fahren. An dieser Stelle will ich mich ja nicht selbst loben, aber so geil bin ich noch nie gefahren. Die Fahrt lief super und wir kamen zum Rückwärtsfahren. Es gab dort 2 Stellen an denen dies möglich war und ich betete, dass er mich an Stelle A rückwärtsfahren lässt. „Und dann fahren wir dort oben zu Stelle B und wollen rückwärtsfahren.“

Gut, warum sollte es auch einfach werden?! Ich saß im Auto, Prüfer und Fahrlehrer stiegen aus und meine Beine zitterten vor Aufregung. Ich atmete einmal tief durch und fuhr in einem Zug, ganz ohne Schlangenlinien absolut wie im Bilderbuch rückwärts und stand total grade 10 cm neben dem Bordstein. Ich wollte eine kleine Party feiern und grinste ein wenig selbstgefällig. Ich war so stolz auf mich und meinen Fahrlehrer, denn jetzt ging es nur noch über die Autobahn zurück zur Fahrschule. Nun stand noch das Abkoppeln des Hängers an und in dem Moment, wo ich fertig war und hochschaute, streckte mir der Prüfer seine Hand entgegen: BESTANDEN!

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