Hängerführerschein Teil 1: Anmeldung und Fahrstunden

Als ich mich vor 10 Jahren in der Fahrschule angemeldet habe, war ich weit davon entfernt jemals ein eigenes Pferd zu haben. Genau genommen habe ich es eigentlich ausgeschlossen, einmal Pferdemama zu werden. Ich war 16 Jahre und meine Eltern sind nun mal keine Freunde des Reitsports, somit war einfach nicht abzusehen, dass ich eines Tages mal einen Hängerführerschein benötigen würde.

Fast zur selben Zeit als ich mich in der Fahrschule angemeldet habe, wurde anderswo ein kleines Hafibaby geboren. Im November 2007 habe ich meinen Führerschein bestanden und einige Wochen später kam ein Fohlen zu uns an den Stall, das mein Leben verändert hat.

Jetzt sind gute 10 Jahre vergangen und das Ponytier und ich möchten eigentlich gerne mobil sein. Vor 3-4 Jahren habe ich erstmals drüber nachgedacht, ob ich nicht meinen Hängerführerschein noch machen soll oder nicht. Irgendwie war es zu dem Zeitpunkt aber einfach nicht zwingend notwendig und mir fielen auch diverse Gründe ein, wieso ich es guten Gewissens vor mir herschieben konnte.

Mich hielten eigentlich viele Dinge davon ab, mich einfach in der Fahrschule anzumelden. Zum einen natürlich der finanzielle Aspekt, denn der Führerschein muss auch erstmal zusammengespart werden. Außerdem habe ich 2013 mein Abendstudium begonnen und somit war auch einfach nicht die Zeit, bzw. wollte ich mir das auch einreden. Hinzu kam die Tatsache, dass ich wusste, ich würde durch den Sehtest fallen. Das mag jetzt vielleicht lächerlich klingen, aber ich hatte keine Lust auf eine Brille und schon gar nicht, dass es im Führerschein steht. Schließlich bin ich ein Depp und auch noch an eine Brille denken, das war mir irgendwie zu doof. Ergänzt wurden meine Gedanken von der absoluten Angst es einfach nicht zu schaffen und durch die Prüfung zu fallen, denn mit Einparken hab ich es auch nicht so.

Jetzt ist einige Zeit vergangen und mein Wunsch nach Unabhängigkeit gewachsen. Ich habe Träume und Wünsche und ich war endlich bereit, über meinen Schatten zu springen und den ersten Schritt zur Unabhängigkeit mit meinem Pferd zu gehen. Ich habe so eine lange Zeit neben der Arbeit mein Studium bestritten und ein Pferd versorgt, da werde ich ja wohl noch die Zeit für ein paar Fahrstunden aufbringen können.

In den letzten Jahren habe ich etwas Geld für den Führerschein gespart, somit stand einer Anmeldung in der Fahrschule eigentlich nichts mehr entgegen. Ich habe dann all meinen Mut zusammengefasst, bin zum Sehtest und zum Passfoto machen gegangen und dann stand ich auch schon in der Fahrschule und unterschrieb meine Anmeldung. Ich war schrecklich aufgeregt, denn die Angst durchzufallen war immer noch da.

Es dauerte einige Wochen, bis die Unterlagen vom Amt zurück kamen und ich den Anruf erhielt, ich könnte meine erste Fahrstunde nehmen. Leider musste diese wieder ein paar Tage warten, weil mein Auto beschlossen hatte einen wochenlangen Aufenthalt in der Werkstatt zu buchen.

Doch dann stand mein großer Tag bevor und ich machte mich auf den Weg zu meiner ersten Fahrstunde. Ja, Autofahren kann ich grundsätzlich schon, wie schwer konnte es also werden mit Anhänger zu fahren?! Die Fahrschule sagte mir, dass in der Regel nur die 6 Pflichtfahrstunden zu absolvieren sind, da der normale Führerschein ja schon auf ein paar Jahre Übung beim Autofahren schließen lässt. Ich war mir da allerdings nicht so sicher und befürchtete schon, weitere 87 Fahrstunden zu benötigen.

Geradeaus fahren stellte tatsächlich kein großes Problem dar und wir kamen sicher an einem Parkplatz an, um das schwierigste am Hänger fahren zu üben: Rückwärts.

In der ersten Doppelstunde habe ich eigentlich gar nicht verstanden, was ich tun sollte. Natürlich wusste ich, dass man wohl immer entgegen der Richtung lenken muss, in die man eigentlich fahren will und es klappte auf Anweisung des Fahrlehrers auch halbwegs, aber ich tat nur das, was mir gesagt wurde. Mir war irgendwie peinlich, dass nichts mehr geklappt hat, sobald mir nicht gesagt wurde: Jetzt rechts lenken, jetzt links und nun wieder rechts. Zu Hause angekommen, war ich ein wenig frustriert und bin abends im Bett nochmal durchgegangen, wie sich der Hänger hinterm Auto verhält, wenn ich lenke. Nachdem ich eingeschlafen war, hatte ich am nächsten Tag doch tatsächlich ein Bild von dem Ganzen im Kopf.

Die nächste Doppelstunde lief schon vielversprechender und ich begann instinktiv richtig zu lenken. Nur zeigte sich jetzt mein definitiv größtes Problem: Die Geschwindigkeit. Ich habe mich in den letzten Jahren zum kleinen Raser entwickelt. Beim Fahren mit dem Hänger sieht man eigentlich schnell, ob das durchgeführte Lenkmanöver auch korrekt war, da der Hänger sofort reagiert. Da ich aber mit gefühlten 28 km/h rückwärts gerast bin, war es jedes Mal unmöglich Fehler zu korrigieren, weil ich einfach viel zu schnell fuhr.

Mir tat mein armer Fahrlehrer leid, denn er musste sich den Mund fusselig reden, dass ich es doch einfach nur einmal langsam machen soll, damit ich sehe, wie sich der Hänger verhält. Ich musste mich echt zusammen reißen und langsam fahren, aber es funktionierte langsam doch sehr viel besser.

Bei meiner letzten Stunde sah ich Licht am Ende des Tunnels. Ich hatte das Grundprinzip verstanden und klappte jetzt in 18 von 20 Versuchen recht ansehnlich rückwärts um eine Ecke zu kommen. Meistens habe ich mir das Leben aber selbst schwer gemacht und viel zu schnell und zu hektisch in alle möglichen Richtungen gelenkt. Meistens bin ich nicht gerade um die Ecke, sondern in Schlangenlinien gefahren. Ist zwar durchaus auch zielführend, aber sah optisch eher nach einem Unfall aus.

Mein Fahrlehrer war optimistisch und die Prüfung stand in der kommenden Woche an.

Weiter in: Hängerführerschein Teil 2: Der Prüfungstag

 

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