Es steht ganz außer Frage, dass das eigene Pferd schon immer mein Kindheitstraum war. Der Tag des Pferdekaufs war nach all den Jahren des Wartens, ein unfassbar schönes und aufregendes Erlebnis. Dennoch ist das Leben als Pferdebesitzerin auch mit einigen Einschränkungen und vor allem mit einer großen Verantwortung verbunden.
Besonders vielen jungen Mädchen ist gar nicht bewusst wie viel Verantwortung ein Pferd bedeutet und wie viel Zeit man letztlich investieren muss. Ebenso wird vielen die finanzielle Gebundenheit zunächst gar nicht so bewusst.
Als kleines Mädchen habe ich mir mal eine Spardose angelegt, um mein ganzes Taschengeld zu sparen, weil ich meinen Eltern beweisen wollte, dass ich ein Pferd bezahlen kann. Heute muss ich ein wenig lachen, weil das Geld vermutlich nicht mal für eine schicke Schabracke gereicht hätte. Immer wieder haben mir meine Eltern gepredigt, dass ein Pferd einfach viel zu teuer ist, doch ich war da absolut beratungsresistent.
Sobald ich mein erstes Geld verdient habe, wusste ich, an einem Pferd führt früher oder später einfach kein Weg für mich vorbei. Es war eine gute Entscheidung.
Endlich konnte ich selbst für mich und mein Pferd entscheiden: Welche Outfits und Zubehör für das Pferd gekauft wird. Was wir an welchem Tag unternehmen, Ausreiten oder Springen ohne um Erlaubnis zu fragen. Die ganze Welt stand mir ab diesem Tag offen. Es ist ein unbeschreiblich schönes Gefühl in den Stall zu kommen und zu wissen, dass da einfach DEIN Pferd steht.
Dennoch hat die Sache mit der Freiheit einen Haken. Konnte ich mich vorher noch hinter der Entscheidung meiner Reitlehrerin oder der Besitzerin verstecken, so musste ich nun voll für die Konsequenzen meiner Handlungen einstehen. Läuft etwas schief, so habe ich dies ganz allein zu verantworten. Ich muss sagen man wächst mit seinen Aufgaben und mit der Zeit lernt man die Verantwortung zu tragen. Anfangs habe ich mir auch noch oft den Rat meiner Reitlehrerin eingeholt, doch mittlerweile treffe ich alle Entscheidungen rund ums Pferd sehr souverän. Dies heißt natürlich nicht, dass ich nie um Rat oder um Hilfe frage, aber ich habe einfach das Gefühl mich mittlerweile einfach auch auf meine Entscheidung verlassen zu können.
Nach dem Pferdekauf waren alle Aufgaben als Pferdebesitzer natürlich neu für mich. Den Schmied anrufen, Tierarzt verständigen, nach Impfungen schauen und solch grundlegende Aufgaben. Als Reitschülerin waren die Pferde immer geimpft und hatten gepflegte Hufe, wurde das Pferd krank hat sich der Besitzer schon drum gekümmert. Doch nun waren dies meine Aufgaben und ich muss sagen, der erste Anruf beim Tierarzt war definitiv kein schönes Erlebnis.
Es ist beim Pferdkauf im Grunde wie bei allem im Leben, mit den Rechten kommen eben auch die Pflichten!
Zudem kostet ein eigenes Pferd viel Geld und Zeit. Als Reitbeteiligung oder Reitschülerin waren meine Kosten fest kalkuliert, als Pferdebesitzerin muss man immer mit einer hohen Tierarztrechnung rechnen. Selbst wenn man das Glück hat, dass keine unvorgesehenen Komplikationen eintreten hat man jeden Monat einen großen Posten Fixkosten zu decken. Boxenmiete, Schmied, Impfen, ggf. Zusatzfutter, aber auch die Ausrüstung gehen ganz schön ins Geld. Wer jetzt sagt, die Ausrüstung schafft man nur einmal an, der soll mir sagen, er kann sich auf einer Messe oder bei einem Schnäppchen im Reitladen immer zusammenreißen. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Neben der Tatsache, dass man finanziell stark gebunden ist und auch dadurch mal auf etwas verzichten muss (es sei denn man ist einfach ganz schrecklich reich) nimmt ein Pferd auch sehr viel Zeit in Anspruch.
Euch muss einfach bewusst sein, dass die volle Verantwortung das Pferd artgerecht zu bewegen nun bei euch liegt. 365 Tage im Jahr. Ja man geht gerne zu seinem Pferd, aber es werden auch Tage kommen, da muss man sich selbst in den Hintern treten um in den Stall zu kommen. Auch wenn es die Möglichkeit einer Reitbeteiligung gibt, dürft ihr nicht vergessen, dass diese abspringen kann und ihr dann wieder in der Pflicht seid, euch um das Pferd zu kümmern.
Ein eigenes Pferd zu haben ist wundervoll. Man hat seine Freiheiten und kann seine eigenen Entscheidungen treffen. Aber vergesst bitte einfach nicht, dass es nicht immer nur schön ist, die Verantwortung zu tragen und Entscheidungen treffen zu müssen. Bedenkt auch die finanziellen und zeitlichen Einschränkungen.
Ich möchte mein Pferd nicht missen, dennoch habe ich entschieden, dass es nach Amy kein neues Pferd geben wird. Die Lebensumstände ändern sich und man setzt mit dem Alter seine Prioritäten auch neu.